Veranstaltung

Vor 175 Jahren, im April 1848, kämpften Freischärler unter Führung Friedrich Heckers im ersten Badischen Aufstand für eine geeinte deutsche Republik. Sie wollten sich nicht mit den Forderungen des Frankfurter Vorparlaments und einer langsamen Liberalisierung zufriedengeben, sondern endlich Nägel mit Köpfen machen. Der Anführer der sog. Hochrheinkolonne, der Gastwirt Josef Weißhaar aus Lottstetten, zog am 20. April über Lörrach, um sich mit der Heckerzug zu verbinden. Diesen Moment hielt der Maler Friedrich Kaiser als Augenzeuge in einem Gemälde fest, das im November 1848 in Karlsruhe ausgestellt wurde. Der Historikerin Carola Hoécker gelang es, den Revolutionsführer Gustav Struve, den Maler selbst und weitere Schlüsselfiguren darauf zu identifizieren. In einem Bildvortrag stellt sie das großformatige Gemälde vor, das ein bisher noch nicht gelüftetes Geheimnis birgt.
Auf dem Bild ist auch der Hirschenwirt Marcus Pflüger (1824-1907) aus Lörrach dargestellt. Über ihn schrieb Hoécker ein Buch, das sie an diesem Abend ebenfalls vorstellen wird. Pflüger beteiligte sich am zweiten Badischen Aufstand im September 1848 und machte später als Reichstagsabgeordneter Karriere. Seine Frau Johanna Pflüger, geb. Müller, stammte aus einer bekannten „Wirtshaus-Dynastie“ in Grenzach, der das Gasthaus zum Ziel und zum Bären gehörte. Ihr Bruder Friedrich Müller, von Anfang bei der Revolution dabei, nutzte das Gasthaus zum Ziel als Plattform für seine politischen, grenzüberschreitenden Agitationen. Im September 1848 floh er mit Marcus Pflüger in die Schweiz. Unerschrocken hielt die verwitwete Mutter Pflügers ihrem Sohn während der Revolution und in den Jahren danach den Rücken frei. Dabei wurde sie bald von seiner Ehefrau Johanna tatkräftig unterstützt, wie Briefe belegen. In diesen ist auch von Friedrich Müller die Rede, der am Scheitern der Revolution und den Folgen seelisch zerbrach.